Montag, 9. November 2015

Stress ist … noch immer nicht langweilig … populär … schxxxx … beeindruckend … angesagt.

Was genau Stress ist, darüber könnte man … nochmal so viele Jahre streiten wie bereits geforscht wurden.
 
Wir wissen mittlerweile alle („Augenverdreh“) die Bezeichnung kommt aus der Materialforschung und jeder scheint darunter zu leiden. Wir meinen zu wissen („Lippenkräusel“) Stress sei negativ und tunlichst zu vermeiden. Und die wenigsten wissen („erstaunt schau“), dass Stress eine durchaus nutzvolle, gar interessante Handlungsweise unseres Systems „Körper“ ist.
 
Betrachtet man Stress aus der neuro-/chemischen Perspektive, dann muss man respektvoll der Perfektion zollen und Schlüsse daraus ziehen, wie man sich diese Perfektion und dieses Wissen zu Nutze machen kann.
Was passiert denn bei Stress?
Was immer wir gerade machen, im Hintergrund unseres Alltagshandelns scannt unser Gehirn (mithilfe des Körpers, Hightecsensoren) nahezu alles. Muss so sein und geht nicht anders. Scannt und bewertet auch auf „Stressoren“. Neben den üblichen Stressauslösern wie Säbelzahntiger (Kampf um Leben und Tod) oder Eiszeit (ebenso potentiell tödlich), gibt es auch eine Reihe subjektiver Auslöser für Stress. Je nach Vorgeschichte, Auslegung der Situation, eigenem Filter. Als Stressor kann man jene Dinge/Situationen bezeichnen, die der Mensch als Herausforderung, Gefahr oder Bedrohung sieht und meint diese nicht meistern zu können, oder eben nur mit erheblichem Aufwand.

Und wer hat jetzt keine bestimmte Situation seines Alltags vor Augen? Nur jene, die über das Lesen dieses Beitrags bewusstlos geworden sind. Alle anderen dürften wohl an einen ihrer Stressoren gedacht haben. Die 150 Mails die sich über den Urlaub angesammelt haben (wohl wissend, dass 80 % davon eh nichtig sind)? Die stille Adventszeit vielleicht? Der gut gefüllte Terminkalender?

Was beim Denken an den Stressor jetzt möglicherweise im Körper passiert ist – sofern die Stressreaktion gut trainiert oder automatisiert – ist eine Meisterleistung, die kurz und sehr vereinfacht beschrieben wird:
Sinnesorgane oder Erinnerungen führen dazu, dass das Gehirn (im Besonderen der „Thalamus“, bekannt als Tor zum Cortex oder als „ja, eh, jetzt schau ma mal, dann soll noch jemand anderes zB. der Cortex drüberschaun und dann machen wir mal...“) eine Bewertung durchführt. Wie erwähnt wird jeder Mensch gewisse (sehr gefährliche Dinge) gleich aber andere unterschiedlich bewerten. Wir bewerten jetzt als „Herausforderung, mit erheblichem Aufwand verbunden“, da wir 130 Mails als unwichtig und 20 als wichtig differenzieren müssen. Daher wird ein Signal an das Limbische System (im Besonderen die Amygdala, bekannt als Mandelkern oder „ ach so? Na wenn dass so ist, dann werd ich jetzt mal … dem zeig ich`s aber... wir ballen die Faust und erheben sie im Geiste,...) gesendet. Zu diesem Zeitpunkt wird schon jede Menge Glutamat (gibt’s also nicht nur in der Sojasoße) ausgeschüttet, dies führt dazu, dass irgendwo anders (auch im Limbischen System) noch jede Menge Noradrenalin dazu geschüttet wird. Das wiederum startet den – den Biofeedbackerfahrenen bekannten – Sympathikus an, der mischt auch noch mit Noradrenalin mit, startet damit die Nebennierenrinde an und jetzt ist die Faust nicht mehr im Geiste geballt, jetzt ist sie kalt, ein Zittern und eine Unruhe gehen durch den Körper, denn jetzt rauscht es durch die Adern, das Adrenalin.

Jeder der schon einmal Fallschirm gesprungen, in Tauchmontur von einem fahrenden Boot oder Vollgas über die Autobahn gebrettert ist denkt sich jetzt „ein sensationeller Zustand, das geilste Gefühl das man sich vorstellen kann!“. Der Unterschied zwischen diesen adrenalingeschängerten Erinnerungen und unserer Stresssituation ist aber die Interpretation als „wahrscheinlich bis sicher meisterbar“ und die zu Ende geführte Situation (gesprungen, abgetaucht, geschrien,...).

Kommen wir zurück zu unseren 150 Mails. Die zu checken dauert jetzt doch länger als gedacht, immerhin gibt es noch anderes zu tun. Deshalb sendet die Amygdala, das ungeduldige „Luder“ noch einmal die Stressbotschaft an die Nebennierenrinden, diesmal über einen anderen Weg und mit Rufzeichen. Nämlich Cortisol. Mittlerweile sitzen wir schon geraume Zeit vor dem PC, das Blut gesättigt vom Zucker, der sicherheitshalber bereitgestellt wurde für etwaige Kämpfe auf Leben und Tod. Nach 12 Stunden gehen wir nachhause, gereizt bis zum Geht nicht mehr (wissen nicht warum) und zuhause, da „entspannen“ wir uns, denn der Tag war aufreibend und hart.
 
Und genau das wird NICHT funktionieren! Der aufmerksame Leser hat den Haken bei der Sache bereits gefunden, den anderen sei geraten noch eine Runde Cortisol zu produzieren, aber sich bloß nicht aufregen. Die Lösung folgt...



...die Informationen stammen neben eigenen Erfahrungen aus Carlson, N. R. (2004). Physiologische Psychologie. Pearson Studium, diversen Biofeedback-Seminaren und spannenden Vorlesungen...

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